Schwimmen in der Kuhweide
Mit der Eröffnung der Badesaison 2022 wird das „SIELBAD“ ein neues modernes Gesicht haben. Aber wie war das, als das Bad in der sogenannten „Kuhweide“ seinen Anfang nahm?
Ein Blick in 140 Jahre Städtische Badeanstalt.
Die erste städtische Badeanstalt 1882
Baden „im kalten Nass“ an heißen Sommertagen, zum Vergnügen, für die Geselligkeit, zum Erlernen des Schwimmens, zur Körperreinigung oder sportlichen Aktivität: Bis es 1882 zur ersten öffentlichen Badeanstalt in Bad Oeynhausen kommt, findet das alles in den Flüssen Werre und Weser statt. Den Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts widerspricht, dass hier keine strikte Geschlechtertrennung möglich ist. Auch ist das Schwimmen in den Stromschnellen ohne Badeaufsicht nicht ungefährlich. Also sind es die höheren Stadtbürger, die den Bau einer öffentlichen Badeanstalt vorantreiben.
Das geeignete Grundstück für die Anlegung der Badeanstalt findet sich im Siel. Durch den nahe gelegenen Kokturkanal ist eine optimale Wasserspeisung möglich. Unter der Zusicherung, den Gradier- und Mühlenbetrieb von Neusalzwerk nicht zu beeinträchtigen, verpachtet das Königliche Salzamt zu Neusalzwerk der Stadt Oeynhausen den südwestlichen Teil der sogenannten „Kuhweide“.
Es ist das Jahr 1882, als das erste städtische Freibad seine Türen öffnet. Seit nunmehr 35 Jahren ist Oeynhausen für sein Heilbaden bekannt. Mit dem öffentlichen Schwimmbad ist nun auch die sportliche und freizeitgestalterische Variante des Badens offiziell vertreten. 25 Meter ist das Becken lang, 8 Meter breit und an seiner tiefsten Stelle 2,80 Meter tief. Es gibt Umkleidekabinen sowie eine das Gelände umlaufende Bretterwand, um flanierende Kurgäste nicht zu stören. In Ermangelung separater Becken regeln Stundenpläne das getrennte Frauen- und Männerbaden sowie das Schulschwimmen. Es wird ein Bademeister eingestellt, der auch Schwimmunterricht erteilt. Gemeinsames Baden ist selbst Ehepaaren erst mit dem Aufkommen der neuen Freizügigkeit in den 1920er Jahren erlaubt.
Schwimmen wird zum Volkssport - 1909 bis zum 1. Weltkrieg
Die Gründung von Schwimmvereinen, das Ablegen von Schwimmabzeichen, Schwimmmeisterschaften, bauliche Sanierungen und Erweiterungen prägen die Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg. Der letzte große Bau einer Außenbeckenanlage mit einer Länge 50 Metern und separatem Nichtschwimmerbecken ist erst in den Jahren 1932/33 erfolgt, eine Geländeerweiterung für eine Liegewiese noch Ende der 30er Jahre.
Deutsche Badegäste bleiben draußen - Die Besatzungszeit
Mit dem Kriegsende nimmt das britische Hauptquartier seinen Sitz in Bad Oeynhausen. Es folgt eine Absperrung, die die gesamte Innenstadt umschließt und in der fortan hunderte britische Soldaten leben. Die Städtische Badeanstalt im Sielpark wird für ihre ausschließlich eigene Nutzung beschlagnahmt. Einheimischen ist das Betreten erst im Jahr 1951 an festgelegten Badetagen wieder gestattet.
Das Baden in den Flüssen kommt trotz der Badeanstalt nie aus der Mode. Darauf besinnen sich die Stadtvertreter. Im Sommer 1946 richtet Bürgermeister Walter Kronheim an der Werre nahe des Sielrestaurants eine provisorische Strandbadeanstalt mit einem 230 Meter langen Sandstrand inklusive Bade- und Umkleidekabinen ein. Das vorangegangene Frühjahrshochwasser hatte hier eine Landzunge gebildet und sich daraufhin ein natürlicher Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich ergeben.
Schwimmen als Freizeitspaß – 1959 bis in die Gegenwart
Umfangreiche städtische Bautätigkeiten nach der endgültigen Freigabe der Stadt, neue Maßstäbe im Kurbetrieb sowie ein Bedeutungswandel im Sport- und Freizeitbereich erfassen seit Ende der 50er Jahre auch das städtische Schwimmbad. In den 60er und 70er Jahren erfährt das seit 1969 so benannte „Sielbad“ weitere Neu-, Umbau-, Erweiterungsmaßnahmen sowie eine immer wieder an aktuelle Trends angepasste Ausrichtung, die neben dem sportlichen Anspruch mit Langbahnen und Sprunganlage auch den sich wandelnden Freizeiterwartungen von Groß und Klein mit Rutsche, Planschbecken und Imbiss gerecht wird.
Aufbruch in eine neue Ära – Eröffnung Neubau 2022
In seiner 140-jährigen Geschichte hat sich das optische Erscheinungsbild des „Sielbades“ immer wieder verändert. Mit dem jüngsten kompletten Neubau 2020/22 eines technisch und architektonisch hochmodernen Hallen- und Freibades erhält es ein völlig neues Gesicht und das „Schwimmen in der Kuhweide“ einen ganz neuen Stellenwert als Sport- und Freizeitangebot innerhalb Bad Oeynhausens.
Ausführliche Informationen, Webcam und Baustellentagebuch zum Bauprojekt „Sielbad“ finden Sie auf der Internetseite der Stadtwerke Bad Oeynhausen.