„… ein anerkannt tüchtiger Arzt und Menschenfreund“
Der Badearzt Dr. Nicolaus Meyer
Dr. Meyer ist Bad Oeynhausens Mediziner der ersten Stunde. Er selbst ist zu diesem Zeitpunkt bereits im Rentenalter – mit reichlich Erfahrung in fachlicher und menschlicher Hinsicht. Er ist nicht nur ein ausgewiesen guter Mediziner, sondern auch als Literat, Zeitungsverleger, Talentförderer und darüber hinaus als Mensch sehr geschätzt.
Befreundet mit Goethe
Er ist Schöngeist, selbst schriftstellerisch tätig, literarisch interessiert und bewandert, ist zeitlebens Goethe in enger Freundschaft verbunden, den er gegen Ende seines Studiums in Weimar kennengelernt hatte. Goethe soll ihn gern den „deutschen Dichterfürsten“ genannt und die von ihm herausgegebene literaturhistorische Zeitschrift „Das Sonntagsblatt“ sehr geschätzt haben. Doch Meyer hat sich v.a. als Arzt verdient und darüber hinaus in der Wohlfahrtspflege einen Namen als „Vater der Armen“ gemacht. Am Tag nach seinem Tod heißt es im Nachruf des „Mindener Journals“ 1855: „… er wusste die Hütten zu finden, wo Not und Kummer weilten, und seine mildtätige Hand hat in der Stille manches Ach und Weh gelindert …“ Diese Hilfeleistungen hat er aus eigener Tasche finanziert. Über seine Hingabe zu den Künsten heißt es im Nachruf weiter: „… Der Kunst und Wissenschaft war er von ganzem Herzen ergeben. Überall, wo es galt, dieselben zu fördern, zu schützen, zu pflegen und zu heben, war er der Erste …“ Die Mindener Kulturszene prägt Meyer entscheidend. Er pflegt Kontakte zu den literarischen Größen seiner Zeit, gibt aber auch noch unbekannten Talenten in seiner Literaturzeitschrift eine Chance … und er – der Umtriebige – verfasst daneben auch selbst zahlreiche Gedichte, Bücher und auch Theaterstücke.
Befreundet mit Carl von Oeynhausen
Dr. med. Nicolaus Meyer (1775 - 1855); gezeichnet von Alexander Kaufmann 1840
1775 in eine Bremer Senatorenfamilie hineingeboren, beginnt Nicolaus Meyer mit 18 Jahren ein Medizinstudium in Halle, studiert in Kiel und zuletzt Jena. Dort promoviert er 1800, eröffnet eine Praxis in seiner Geburtsstadt Bremen und geht 1809 nach Minden, um dort zunächst die Leitung des Militärhospitals und schließlich die 1816 neu eingerichtete Stelle des Regierungs- und Medizinalrats zu übernehmen.
Mit seinen früheren Erfahrungen als Badearzt in Lilienthal bei Bremen und als Freund des Oberbergrats Freiherr von Oeynhausen, stellt der bereits 72-Jährige seine Dienste in die noch in ihren Anfängen befindliche Badeanstalt Neusalzwerk.
Badearzt in der neuen „Badeanstalt"
Die erste offizielle Badesaison ist auf das Jahr 1845 datiert. Dr. Meyer nimmt seine Tätigkeit in Bad Oeynhausen 1847 auf. Gemeinsam mit Dr. Klostermeier und Dr. von Möller gibt es jetzt bereits drei Ärzte in dem aufstrebenden Bad. In diesen Anfangsjahren lebt allerdings nur Klostermeier vor Ort, die beiden anderen Ärzte pendeln aus Minden. Bei den Feierlichkeiten zur Verleihung des Namens „Bad Oeynhausen“ durch König Friedrich Wilhelm IV. 1848, sitzt Dr. Nicolaus Meyer mit am Tisch und bringt einen Toast auf das junge Bad aus, in dem er die heilbringende Kraft der Quellen hervorhebt und für die rasche Umsetzung der beabsichtigten großartigen Garten- und Gebäudeanlagen Erfolg wünscht.
Gerühmtes Oeynhausener Badesalz
In einem seiner „Sonntagsblätter“ preist Nicolaus Meyer die hervorragende Qualität des in der „Chemischen Fabrik zu Neusalzwerk“ hergestellten Badesalzes als eines der besten überhaupt. Das habe nicht nur die Analyse anerkannter Chemiker ergeben, sondern er könne die erfolgreiche Behandlung bei Hautkrankheiten, Rheuma und Gicht aus seiner eigenen Praxis nur unterstreichen.
Einst hat sich Meyer mit einem seiner Gedichte an einem Baum im Kurpark verewigt:
„Senke freundlich, o Baum,
Die schattenden Zweige zur Erde,
Jedem der sich dir naht,
Säusele Kühlung herab.
Gib dem Zweifelnden Hoffnung,
Dem Müden ruhige Stille
Dass ihm begegne sein Glück.“
Diese Spruchtafel ist nicht erhalten geblieben.
Quellen:
Appel, Hermann: Dr. Nikolaus Meyer – Ein Freund Goethes, ersch. in „Aus der Heimat für die Heimat“. Anzeiger und Tageblatt, Nr. 138, v. 15.06.1940. Stadtarchiv Bad Oeynhausen, NL 19 / 225.
Baehr, Paul: Chronik von Bad Oeynhausen 1860-1909, S. 104 ff.
Presseartikel: u.a. A & T v. 07.10.1996; FP Lübbecke v. 15.08.196; 175 Jahre Neue Westfälische. NW v. April 1986; NW v. 31.10.1991; Jordansprudel v. 1954, 1957, 1968.