Vor über 175 Jahren erhält Bad Oeynhausen seinen Namen

Gesundheit, Badekultur, Kurgastbetrieb: Diese Attribute haben Bad Oeynhausen weithin bekannt gemacht. Sie bestimmen noch heute wesentlich das Profil der Stadt und sie prägten es erst recht in ihren Anfängen.

Als die „Badeanstalt in Neusalzwerk“ vor über 175 Jahren den Namen Bad Oeynhausen erhält, findet hier gerade einmal die vierte Badesaison statt. Alle Gebäude die wir heute mit dem „Staatsbad“ verbinden, sind im Jahr 1848 noch nicht vorhanden: Nicht der Kurpark, nicht das Badehaus I, noch nicht einmal ein Kurhaus. Was es gibt, ist eine heilkräftige Thermalsolequelle, erste provisorische Verabreichungen von Heilbädern, neuerdings einen Bahnanschluss, erste Privatunterkünfte und Badeärzte und vor allen Dingen das Bestreben mehr aus dem hier gefundenen „Bodenschatz“ zu machen. Der preußische Staat kauft die Grundstücke, macht das Bad zu einem Staatsbad und benennt dieses 1848 in Anerkennung seiner Verdienste nach dem Oberbergrat Carl von Oeynhausen: Bad Oeynhausen.

Dass die Erbohrung der ersten Heilquelle, dem „Oeynhausen-Sprudel“, durch Oberbergrat Carl von Oeynhausen ein Versehen darstellt, steht auf einem anderen Blatt und verweist auf eine etwa 100 Jahre ältere Geschichte, die als Keimzelle der späteren Badestadt gilt. Entscheidend für die Gründung von Bad und Stadt sind nämlich die um 1745 entdeckten Solevorkommen. Das Schürfrecht liegt beim preußischen Staat. Kochsalz ist kostbar. Für seine Produktion veranlasst Friedrich II. der Große die Anlage der Saline Neusalzwerk. Zwischen 1747 und 1760 entstehen entlang der Mindener Straße drei Gradierwerke (Schließung 1928) und eine Salzsiederei auf dem Gelände des heutigen Stadions.

Erst als Oberbergrat Carl von Oeynhausen (1795-1865) ab 1830 weitere Steinsalzvorkommen in Höhe des heutigen Kurparks erschließen will, stößt er auf eine Thermalsolequelle und erkennt das Potential für die Region. Damit beginnt der Aufstieg des Heilbades, der Aufbau einer Infrastruktur, die aus einem bäuerlichen Flecken eine urbane Siedlung macht.

Spezialgeschäfte, Hotels, Bahnanschluss, Behörden, der von Lenné geplante Kurpark mit mondänen Badehäusern und Kurgebäuden bilden bald das Zentrum der Stadt, wo sich noch wenige Jahrzehnte zuvor Acker- und Weideflächen befanden. Die Heilsuchenden sind ein Segen für die strukturschwache Provinz.

So „jung“ die Kernstadt, so viel älter sind die umliegenden Gemeinden, die Bad Oeynhausen infolge der Kommunalen Neugliederung 1973 durch Eingemeindung zu einer Stadt von heute ca. 50.000 Einwohnern auf einer Gebietsfläche von etwa 65 km² gemacht haben. Das alte Amt Rehme, zu dem anfänglich auch der Badebezirk gehörte, umfasste die ländlich strukturierten Gemeinden und heutigen Stadtteile mit ihrer jeweils eigenen Geschichte: Dehme, Eidinghausen, (Niederbecksen) Lohe, Rehme, Volmerdingsen (Bergkirchen), Werste und Wulferdingsen (Bergkirchen). Ihre Ersterwähnungen reichen ins 11./12. Jahrhundert zurück. Der heutige Stadtteil Rehme wird 753 in den Fränkischen Reichsannalen erstmalig genannt.