Etwa 2100 Menschen wurden im Zweiten Weltkrieg nach Bad Oeynhausen verschleppt und hier zur Zwangsarbeit verpflichtet. Sie arbeiteten im Eisenwerk „Weserhütte“, auf Bauernhöfen, in Privathaushalten oder in Hotels und Pensionen. Mit einer Gedenktafel will die Stadt Bad Oeynhausen nun an das Schicksal dieser Menschen erinnern.
Der neue Gedenkort liegt direkt am Werreradweg, etwa in Höhe des Werreparks: Eine Sitzbank im Schatten großer Bäume, daneben eine Pulttafel, die mit kurzen Texten und historischen Fotos über das Los der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen informiert. Die Betroffenen waren entweder Kriegsgefangene oder sogenannte Fremdarbeiter, die man in den von Deutschland besetzten Gebieten für die Kriegswirtschaft zwangsrekrutiert hatte. Nicht selten waren sie Willkür, Diskriminierung und täglicher Gewalt ausgesetzt. Viele verloren ihr Leben.
„Uns war es wichtig, diesen Menschen ein Gesicht und einen Namen zu geben“, betont die Vorsitzende des Kulturausschusses, Beate Baron. Darum findet auf der Gedenktafel insbesondere der sowjetrussische Kriegsgefangene Petr Ponomorow Erwähnung. Er ist einer der wenigen, über dessen gewaltsamen Tod es alte Aufzeichnungen und auch den Bericht eines Zeitzeugen gibt. Ponomorow wurde von einem Werkschutzmann der Weserhütte erschossen, weil er einige Kartoffeln vom Acker aufgesammelt hatte. Die historischen Hintergründe und Fakten zur Zwangsarbeit in Bad Oeynhausen hat das hiesige Stadtarchiv gesammelt und bereits in einer Online-Archivbox ansprechend aufbereitet. Ein QR-Code auf der Gedenktafel führt direkt zur entsprechenden Webseite. „Das war uns wichtig“, sagt Stefanie Hillebrand, Leiterin des Stadtarchivs. „Schließlich existiert eine Fülle an Material zur Thematik - viel mehr, als man auf einer Infotafel unterbringen könnte.“
„Der Standort der Gedenktafel ist gut gewählt“, meint Stefan Tödtmann, Beigeordneter für Bürgerdienste, „denn wir befinden uns hier in unmittelbarer Nähe zum früheren Standort des Eisenwerks Weserhütte, also dem heutigen Gelände des Werreparks.“ Mehr als 1.300 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren 1945 auf dem Werksgelände beschäftigt – sie stellten 40 Prozent der Belegschaft. 99 von ihnen fanden beim letzten großen Bombenangriff auf die Weserhütte am 30. März 1945 den Tod.
Auch Stadtheimatpfleger Klaus Peter Schumann ist zufrieden mit dem neuen Gedenkort: „Mit dieser Anlage wurde nicht nur ein Ort geschaffen, der die Erinnerung an ein wichtiges Stück Heimatgeschichte wachhält. Es ist zugleich ein Ort, der zum Verweilen einlädt und einen wunderschönen Ausblick in die umliegenden Werre-Auen bietet.“ Das i-Tüpfelchen kommt im Herbst: Dann werden die Stadtwerke am Gedenkort noch Hundsrosen- und Weißdornbüsche pflanzen, die zur Blütezeit schöne farbliche Akzente setzen.