Wettessen mit einem Troll

Nach Corona-Pause: Das Kinder-Geschichtenprogramm des Märchenmuseums Bad Oeynhausen ist wieder da

Die Fantasie der Kinder fördern – und sie zum Nachdenken anregen über menschliches Miteinander und die großen und kleinen Fragen des Lebens: Das ist ein Ziel der Erzählstunden am Märchenmuseum Bad Oeynhausen für Schulen, KITAs, und Kindergärten aus der Region. Am Freitag startete das Programm wieder nach einer längeren Corona-Pause.

Die Frau in dem Königinnenkleid blickt die kleinen Zuhörer mit großen Augen an – und hebt dann ihre geballte Hand: „Der Junge zog den Käse heraus und hielt ihn dem Troll vor die Nase. Dann drückte er ihn so fest er konnte mit beiden Händen zusammen… Hast Du gesehen, wie stark ich bin? Ich habe mit meinen eigenen Händen diesen Stein hier zusammengepresst!“ Für einen Moment ist es still in der Galerie des Oeynhausener Märchenmuseums. Und Gisela Krohne, Geschichtenerzählerin des Museums, lässt nun den Troll mit tiefer Stimme sprechen.

Die 23 Schüler aus der Hasenklasse von der Grundschule Altstadt hören ihr gebannt zu. Als sie das Märchen vom Troll beendet, den ein Junge beim Wettessen überlistet, strahlen ihre Gesichter. Und Gisela Krohne beginnt schon mit verschwörerischem Blick die nächste Geschichte zu erzählen: „Wisst Ihr eigentlich, wie der Schnee weiß geworden ist..?“

 

Erzählstunden speziell für Kinder

Erzählstunden wie diese, speziell für Schulen, KITAs und Kindergärten, bietet das Museum nun wieder regelmäßig an. Bereit stehen dafür 22 Erzählerinnen und Erzähler. Sie gestalten auch die traditionellen Erzählstunden des Museums an jedem ersten Freitag im Monat und treten bei vielen Veranstaltungen auf.

Gisela Krohne ist seit 10 Jahren dabei. „Wir treffen uns jeden 1. und 3. Dienstag im Monat in der Galerie des Museums“, sagt die Mindenerin. „Ob Märchen, Gruselgeschichten, Sagen, Fantasy oder lustige Alltagsstories – jeder kann bei uns eine Geschichte einüben, die ihm Spaß macht. Wir geben uns dann gegenseitig Feedback – etwa zum Tonfall, der Körperhaltung oder der Mimik.“ Darüber hinaus engagiere das Museum regelmäßig professionelle Stimmbildner und Coaches für die Geschichtenerzähler.

 

Ein Gegenpol zur medialen Dauerbeschallung

 „Fast jeder hat das Talent zum Erzählen und entwickelt bei uns bald seinen eigenen Stil – selbst absolute Anfänger“, so Krohne. Und so sind Interessierte immer herzlich willkommen. Museumsleiter Dr. Hendrik Tieke möchte das Erzählprogramm langfristig gerne ausweiten: „Erzählen ist die Ursprünglichste Form der Unterhaltung – und bietet gerade in heutigen Zeiten einen Gegenpol zur medialen Dauerbeschallung. Und mit unseren Geschichtenerzählern haben wir in der Region ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal.“