US-Wahl Thema beim 20. Unternehmerfrühstück der Stadt

ARD-Nachrichtenjournalist Klaus Scherer spricht über die Bedeutung von Begriffen im Wahlkampf

Die Wahl in den USA stand im Mittelpunkt des 20. Unternehmerfrühstücks der Stadt Bad Oeynhausen im Kaiserpalais. Als Referent konnte das Team der städtischen Wirtschaftsförderung bereits vor mehreren Wochen den ARD-Korrespondenten Klaus Scherer gewinnen. Scherer hat mehrere Jahre als Korrespondent für die ARD in Washington gearbeitet und war gerade mit Blick auf die Wahl in der vergangenen Woche vor der Wahl und am Wahltag selbst ein gefragter Experte.

Bürgermeister Lars Bökenkröger konnte im nahezu vollbesetzen Oeynhausen-Saal im Kaiserpalais etwa 130 Gäste begrüßen. „Was für ein ereignisreicher Tag“, sagte er rückblickend auf den Tag nach der Präsidentenwahl in den USA. „Und nachdem viele den Schock über das Ergebnis der US-Wahl gerade mal ansatzweise verarbeitet hatten, kam abends das Aus der Ampel in Deutschland.“ Gerade deshalb sei es ein großes Glück, mit Herrn Scherer einen ausgewiesenen Kenner der USA als Redner zu Gast zu haben, der vielleicht auch Parallelen zur derzeitigen Lage in Deutschland ziehen könne.

In seinem kurzweiligen und dicht mit Informationen gespickten Vortrag beleuchtete Scherer vor allem auch die Rolle der Medien im Wahlkampf in den USA und den Umgang der Wahlkämpfer mit den Medien. „Bereits im ersten Wahlkampf von Donald Trump und in der ersten Amtszeit ist deutlich geworden, dass er und sein Team vor allem darauf abzielen, Begriffe zu besetzen,“ sagte er und erläuterte die Entwicklung vor allem am Begriff Fake News. „Bei den Fake News wird die Brisanz besonders deutlich. Denn der Begriff Fake, also Fälschung färbt auf den stets neutralen Begriff der Neuigkeit oder der Nachricht ab.“ Scherer unterstrich das auch mit einem weltweit bekannten Abbild eines Covers des Time Magazin, dass immer wieder in verschiedensten Medien zu sehen gewesen sei. „Dieses Cover hat es nie gegeben. Das hat Trump selbst erstellen lassen und in einem seiner Hotels aufgehängt.“

Auch der Begriff Lüge sei vor allem durch den Vorwurf alle anderen würden ständig Lüge über ihn verbreiten mittlerweile so weit entwertet, dass tatsächliche Lügen in den Medien kaum noch als dramatisch wahrgenommen werden. „Tatsächlich gibt es Untersuchungen, in denen Trump 20.000 Lügen in seiner ersten Amtszeit nachgewiesen wurden, das sind 12 pro Tag. Aber durch den medial immer wieder strapazierten Begriff der Lüge werde das kaum noch wahrgenommen.“

Das Instrument der negativ besetzen Begriffe halte mittlerweile auch bei uns in Deutschland Einzug. „So wurde aus dem Begriff ‚Sleepy Joe‘ für den angeblich ständig schlafendenden Präsidenten ‚Panzer-Toni‘ für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Anton Hofreiter, der offen für eine Unterstützung der Ukraine mit Waffen eintritt.“ Die Bündnis-Chefin Sarah Wagenknecht habe damit bewusst Stimmung gegen den Gegner in ihrem eigenen Lager machen wollen. Mit Blick auf die Entwicklung der Wahlentscheidungen in einigen Bundesländern fügte er hinzu: „Gerade in den Gebieten ohne Lokalzeitung ist der Stimmenanteil von Populisten höher.“

Aus Sicht eines Journalisten gelte es deshalb vor allem auch mit dem Blick auf die anstehende Bundestagswahl in Deutschland, wieder die Fakten in den Blick zu nehmen und diese immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und die Wahrheit herauszuarbeiten. Der amerikanische Nachrichtensender CNN habe das vor einiger Zeit mit einem Spot besonders anschaulich unterstrichen. Die Hauptrolle darin spielt ein Apfel. Selbst wenn noch so viele verschiedene Akteure einem deutlich machen wollen, es sei eine Banane: Es ist ein Apfel. Der Spot gipfelt mit den beiden Worten ‚Facts first‘. „Darauf kommt es in unserem Beruf immer wieder an: Fakten prüfen und dann das weitergeben, was wahr ist.“

Diesen Aspekt griff auch eine anwesende Unternehmerin in der anschließenden Diskussion auf. Sie wies in ihrem Beitrag auf die Bedeutung von Bildung vor allem auch im Hinblick auf Medien hin. Klaus Scherer, selbst Vater von drei Kindern konnte ihr da nur zustimmen. „Als ich meine murrende Tochter fragte, was denn gerade so langweilig im Bio-Unterricht sei, nannte sie die Unterschiede zwischen verschiedenen Fruchtfliegen als Grund für ihren Frust.“ Ein Thema, dem auch er vor fast 50 Jahren in der Schule nur wenig abgewinnen konnte. „Wir müssen an den Schulen hinschauen, was wirklich wichtig ist und erkennen, dass wir der Bildung von Medienkompetenz mehr Raum geben müssen“, machte er mit Blick auf Fake News und Manipulation durch Medien deutlich.

Das Unternehmerfrühstück der Stadt Bad Oeynhausen gibt es seit 12 Jahren. Es soll helfen, die heimischen Unternehmen untereinander und mit der Stadt zu vernetzen. Im Mittelpunkt stehen immer wieder Vorträge zu aktuellen Themen, seien es gesellschaftspolitische Fragen oder konkrete drängende technische Themen wie die IT-Sicherheit. Die Stadt Bad Oeynhausen lädt zwei Mal im Jahr dazu ein und kann zu den Terminen regelmäßig um die 100 Gäste begrüßen.